Rekordjagd in Niedersachsen: Warum die Bejagung von Waschbären und Nutrias scheitert

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Ein Kind steht neben einem Zaun mit einem Tier, umgeben von trockenen Blättern auf dem Gras, mit einem Datum in der rechten unteren Ecke.

Rekordjagd in Niedersachsen: Warum die Bejagung von Waschbären und Nutrias scheitert

Vorbemerkung Noch nie seit Beginn der Datenerfassung wurden in Niedersachsen so viele Biber erlegt wie in der vergangenen Jagdsaison. Das zeigt der 20. Landesjagdbericht. Die Zahl der geschossenen Biber erreichte in der Jagdsaison 2021/22 einen Rekordwert. Mit 23.322 getöteten Tieren stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,3 Prozent an, ...

Veröffentlichungsdatum: 25. Oktober 2022, 11:15 Uhr MESZ

Der neue Landesjagdbericht wirft Fragen zur Wirksamkeit der Bejagung invasiver Arten in Niedersachsen auf. Zwar wurden in der vergangenen Saison Rekordzahlen an Tieren wie Waschbären, Nutrias und Nilgänsen erlegt, doch warnen Experten, dass die Jagd mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Gleichzeitig werden die ökologischen Risiken durch unprofessionelle Jagdmethoden in der Region deutlich.

In der Jagdsaison 2023/24 verzeichnete Niedersachsen beispiellose Abschusszahlen: 32.771 Waschbären, 53.748 Nutrias, 4.978 Marderhunde und 10.023 Nilgänse wurden getötet. Diese Arten – ebenso wie die Asiatische Hornisse – gelten als invasiv und werden gezielt bejagt. Besonders der Nutria gefährdet den Hochwasserschutz, da er durch seine Grabaktivitäten Deiche unterhöhlt und so kritische Infrastruktur schwächt.

Seit April 2022 dürfen Jäger in der Region Nachtsicht- und Wärmebildtechnik einsetzen, um Waschbären, Füchse und Nutrias zu bejagen. Doch trotz steigender Abschusszahlen – allein bei Waschbären gab es 2021/22 einen Anstieg von 10,3 Prozent – argumentiert der Wildtierbiologe Dr. Ulf Hohmann, dass die Jagd die Populationen nicht kontrolliert. Stattdessen werde durch die Störung sozialer Strukturen die Reproduktionsrate erhöht, was die Bejagung letztlich sinnlos mache.

Waschbären galten bis 2016 rechtlich noch als heimische Art, werden seitdem jedoch aufgrund menschlicher Einbringung als invasiv eingestuft. EU-Vorgaben sehen vorrangig nicht-tödliche Kontrollmethoden vor, doch in der Praxis wird häufig auf Abschüsse zurückgegriffen. Zwar gehen die Bestände von Marderhunden und Nutrias zurück, doch bleibt ihr ökologischer Einfluss problematisch.

Der Bericht verdeutlicht ein zentrales Dilemma: Die Bejagung invasiver Arten in Niedersachsen ist weit verbreitet – aber unwirksam. Angesichts rekordhoher Abschusszahlen, die die Populationen nicht verringern, fordern Fachleute einen Wechsel zu nachhaltigen, nicht-letalen Managementstrategien. Der aktuelle Ansatz riskiert langfristige ökologische Schäden, ohne messbare Vorteile zu bringen.